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Schöner Stinker sucht Hilfe – die Schwarznessel ist die Pflanze der Region im Mai 2024

Die Schwarznessel (Ballota nigra) ist weder schwarz, noch brennt sie wie die Brennnessel. Die schöne Pflanze ziert sich mit gezähnten, leicht herzförmigen grünen Blättern, die denen der Brennnessel sehr ähnlich sehen. Zwischen Mai und September blüht sie reichhaltig mit hübschen, kleinen, rosa- bis lila-farbenen Lippenblüten, die quirlig um den Stängel herum angeordnet sind. Bei Wildbienen sind die nektar- und pollenhaltigen Blüten ausgesprochen begehrt. Die Pflanze vermehrt sich über Wurzelausläufer und Samen-Nüsschen. Sie wächst buschig zwischen 30-40 cm breit und 30-100 cm hoch und ist eine Zierde in jedem Natur- oder Bauerngarten.

Lange Zeit war sie eine typische Dorfpflanze, denn sie benötigt warme, sonnige Standorte mit lockerem, nährstoffreichem Boden und wächst somit gerne an Hauswänden, Wegrändern und Mauern. In den Dörfern fand sie an Viehweiden und Ställen also optimale Lebensbedingungen. Auch Schuttplätze besiedelt sie gerne.

Die Schwarznessel wehrt sich bei Berührungen mit einem aromatischen, oft als unangenehm empfundenen Geruch. Das drückt sich sowohl in ihrem lateinischen Namen (ballota kommt vom lateinischen „werfen, zurückwerfen“) als auch in ihren weiteren Bezeichnungen zum Beispiel als „Stink-Andorn“ oder „Gottsvergess“ aus. Der Geruch ist halt einfach umwerfend!

Dennoch hat die Schwarznessel eine Jahrtausende alte positive Verbindung zum Menschen: Ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, verbreitete sie sich vermutlich mit den ersten Ackerbauern in ganz Europa und kommt heute auch in Nordafrika und Asien vor. Insbesondere in Norddeutschland ist die Schwarznessel jedoch eher selten anzutreffen. Wie viele Wildpflanzen wurde und wird auch die Schwarznessel medizinisch genutzt. Dazu verwendet man die getrockneten Blätter und Triebspitzen als nervenberuhigenden, schmerzstillenden und krampflösenden Tee. Ihre Heilwirksamkeit vor allem bei innerer Unruhe, Reizbarkeit und Schlafstörungen als auch bei leichten Magenkrämpfen wurde von der ESCOP (Europäische Wissenschafts-Kooperative für Pflanzenheilkunde) bestätigt.

Allerdings erfordert es Überwindung, den Tee aus Schwarznesselkraut zu trinken. Denn den unangenehmen Geruch verbreitet der „Stinker“  auch noch im getrockneten Zustand. Apropos Trocknen: Sicher haben Sie sich schon gefragt, woher denn nun der Name Schwarznessel kommt. Des Rätsels Lösung: Beim Trocknen färben sich die Blätter der Pflanze auffällig schwarz (lat. nigra = schwarz)

In unseren heutigen, aufgeräumten Ortschaften und auf staunassen, schweren Böden hat die Schwarznessel als Wildpflanze wenig Möglichkeiten, sich auszubreiten. Ist die Schwarznessel in Süden und Osten Deutschland noch recht häufig, so ist sie vor allem im Norden ausgesprochen selten. In der Elbmarsch um Haseldorf herum kommt sie bisher nicht vor. Wenige kleine Bestände gibt es an der Elbe oberhalb von Hamburg sowie in Moorrege (Stand 2015).

Weil die Schwarznessel in unserer Region so stark gefährdet ist, ist sie die Pflanze im Artenschutzprojekt 2024 des Landes Schleswig-Holstein. Denn Ballota nigra braucht Unterstützung, um sich wieder ausbreiten zu können. Dazu braucht es offene und zeitweise ungenutzte Bereiche. Und Menschen, die ihr dabei helfen. Ballota nigra, die Schwarznessel, ist deshalb auch unsere Wahl für die Pflanze der Region  im Mai 2024. Zur Unterstützung ihrer Verbreitung liegen 100 Samentütchen im Elbmarschenhaus bereit, die während der Öffnungszeiten des Hauses, Freitag bis Sonntag von 10.00 bis 16.00 Uhr, abgeholt werden können. Flott sein lohnt sich, denn erfahrungsgemäß sind die Samentütchen schnell vergriffen. Dabei ist eine Ansiedlung sowohl im naturnahen Garten als auch in Pflanzkübeln möglich.

Kleiner Tipp:  Legen Sie für Wildbienen ein Sandbeet an, an dessen Rand die Schwarznessel sich ausbreiten darf. So haben die Wildbienen Brutmöglichkeiten und Nahrungspflanzen in direkter Nachbarschaft. Denn als Bienen- und Schmetterlingsweide ist die Schwarznessel nicht zu unterschätzen. So dient sie 47 Wildbienenarten sowie mehreren Schmetterlingsraupen, Schwebfliegen und Käfern als Futterpflanze und Lebensraum, darunter 4 Arten, die auf der Roten Liste des Landes Schleswig-Holstein als gefährdete Arten eingestuft sind.

Marion Thishen-Hendess i.A. des LfU

 

Zum Hintergrund: Die Integrierte Station Unterelbe (ISU) in Haseldorf, auch „Elbmarschenhaus“ genannt, wurde 2006 eröffnet. Der Geist des Hauses besteht in der Zusammenarbeit von Naturschutz, Tourismus und Landnutzung. Im Haus vertreten sind das Land Schleswig-Holstein, der NABU Schleswig-Holstein e.V., Tourismus-Vereine sowie die örtliche Jägerschaft. Die Integrierte Station Unterelbe kümmert sich in Zusammenarbeit mit den Kreisen um diverse (Natur-)Schutzgebiete entlang der Elbe in Schleswig-Holstein bis Neufeld. Über die naturräumlichen Besonderheiten und historische Nutzungsformen an der Unterelbe informiert eine Ausstellung im Elbmarschenhaus. Das Elbmarschenhaus erfährt Unterstützung durch die Region – unter anderem, da die charakteristische Natur- und Kulturausstattung Grundlage einer schonenden touristischen Nutzung und Stärkung der regionalen Wirtschaft ist.

 

Weitere Informationen finden Sie auch unter www.elbmarschenhaus.de

 

 

Verantwortlich für diesen Pressetext:

Edelgard Heim, Landesamt für Umwelt des Landes Schleswig-Holstein (LfU), Integrierte Station Unterelbe im Elbmarschenhaus, Hauptstr. 26, 25489 Haseldorf; Tel. 0 41 29 / 95 54 912; Email: edelgard.heim@lfu.landsh.de; Internet: www.elbmarschenhaus.de

Pflanze des Monats in der Haseldorfer Marsch Schleswig-Holstein

Schwarznessel mit Hummel (Foto: Uwe Lochstampfer)