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Gras oder Nelke? Das ist hier die Frage –

Die Gewöhnliche Grasnelke ist Pflanze der Region im September 2024

Die meisten Menschen, die Sie fragen, werden wohl Nelken eindeutig den Vorzug geben. Gras kommt schließlich meist von ganz alleine – zumindest dahin, wo man es nicht unbedingt haben möchte.

Bei der Gewöhnlichen Grasnelke (Armeria maritima) stellt sich die Frage jedoch gar nicht erst, denn sie ist weder Gras noch Nelke. Ihre blaugrünen Blätter und Halme wachsen niedrig und horstig und können ohne die charakteristische Blüte durchaus wie Grasbüschel wirken. Die rosafarbene Blüte wiederum erinnert in Form und Farbe an Nelken. Tatsächlich gehört die Grasnelke jedoch in die Familie der Bleiwurzgewächse.

Armeria maritima ist im Norden und im Osten Deutschlands, also auch bei uns, verbreitet. Die salztolerante Unterart kommt schwerpunktmäßig an den Küsten der Nord- und Ostsee vor.

Wieso hat sie es dann geschafft, zur Pflanze der Region bei uns an der Unterelbe zu werden?

Die Grasnelke verträgt Salz und Schwermetalle im Boden genauso wie Wind, Trockenheit und Sandböden. Mit diesen Eigenschaften kann sie belastete Böden, wie etwa Straßenränder, sogar an Autobahnen, besiedeln. Auch mit Streusalz im Winter kommt sie gut klar. Daher leuchten uns entlang der Autobahnen im Land, vor allem Richtung Norden, zunehmend pinkfarbene Blühstreifen aus Grasnelken entgegen. Aufgrund ihrer langen Blühphase von Mai bis Oktober können wir uns sowohl im Sommer als auch im Herbsturlaub daran erfreuen. Natürlich wächst die Grasnelke auch an anderen Standorten. Ihre natürliche Vorkommen sind sonnige, offene Magerrasenflächen. Düngung, Bewässerung und intensive Nutzung verträgt die Grasnelke nicht. Dann gewinnen konkurrenzstärkere Arten.

Als ideal gilt eine unregelmäßige Beweidung durch Schafe, wie sie vor rund 100 Jahren noch üblich war. Auf diesen mageren Kurzrasen finden Armeria maritima und die mit ihr vergesellschafteten Blühpflanzen ideale Bedingungen – und mit ihnen eine Vielzahl Insekten.

Der in der Grasnelke enthaltene Wirkstoff Plumbagin wird als Mittel in der Krebstherapie erforscht. Früher wurde die  Grasnelke ebenfalls bei Epilepsie eingesetzt und als harntreibender Tee eingenommen. Von Menschen, die ein offenes Wort bevorzugen, wird die Grasnelke daher auch „Pissblume“ genannt.

 

Von der Loki-Schmidt-Stiftung wurde die Grasnelke zur Pflanze des Jahres 2024 gekürt. Was sich zunächst toll anhört, ist eine Ehrung mit traurigem Hintergrund. Die Auszeichnung zur 45. Blume des Jahres weist vor allem auf ihre Gefährdung sowie die Gefährdung ihres Lebensraumes und der von ihr abhängigen Insekten hin. In Schleswig-Holstein gilt die Gewöhnliche Grasnelke als ungefährdet, jedoch ist eine ihrer Unterarten als stark gefährdet (Rote Liste 2) eingestuft.

Wollen Sie der Grasnelke eine Heimat geben, bieten Sie ihr doch ein Zuhause auf dem Gründach des Müllständers, Carports, Gartenschuppens oder auf einem Flachdach: Die Grasnelke wird das Dach mit ihren rosaroten Blütenbommeln verschönern. Auf diesen Extremstandorten kann sich die Pflanze auch ohne Beweidung halten, so dass Sie nicht zusätzlich eine Schafherde halten müssen.

Weitere Informationen zur Blume des Jahres gibt es hier: https://loki-schmidt-stiftung.de

 

Marion Thishen-Hendess i.A. des LfU und Edelgard Heim

Die Gewöhnliche Grasnelke bildet zahlreiche leuchtende Blüten ( Foto: Julian Denstorf)