Startseite/ Naturschutz / Pflanzenwelt
Aus der Vielzahl charakteristischer Pflanzenarten des Elbästuars sind zwei von ganz besonderer Bedeutung. Sie kommen weltweit nur hier bei uns an der Unterelbe vor.
Arten, deren Verbreitung auf ein bestimmtes, abgrenzbares Areal beschränkt ist, werden Endemiten genannt. Bei uns sind dies die Wibel- Schmiele (Deschampsia wibeliana) und der Schierlings-Wasserfenchel (Oenanthe conioides).
Die Wibel-Schmiele oder auch Elb-Schmiele genannt, ist ein unscheinbares Gras. Sie kommt nur im Süßwasserbereich des Elbästuars vor und toleriert maximal Brackwasser . Die Elbe-Schmiele ist perfekt an zweimalige Überflutungen pro Tag angepasst. 4 bis 7 Stunden Hochwasser stellen für sie kein Problem dar. Überflutung bedeutet für alle Pflanzen Stress. Die Elbe-Schmiele hat sogar ihren Metabolismus, die Art Stoffe aufzunehmen, zu transportieren und umzuwandeln, an Überflutungszeiten angepasst. Deschampsia wibeliana ist häufig und nicht gefährdet. Sie hat sich an der Elbe eine Fülle neuer Besiedlungsmöglichkeiten erobert. So wächst sie mittlerweile in Uferbefestigungen und auf Buhnen, indem sie sich fest zwischen den Steinen verankert. Sie bildet gerne lockerrasige Bestände. Ihre wenig auffälligen Blütenstände erscheinen im April/Mai. Da ihre Blätter auch im Winter grün sind, ist sie ganzjährig zu finden.
Ganz anders sieht es mit dem Schierlings-Wasserfenchel aus. Er ist extrem selten und vom Aussterben bedroht. Durch die Planungen zur Elbvertiefung hat es diese Pflanze zu hoher öffentlicher Bekanntheit gebracht- gesehen haben sie aber nur sehr wenige.
Der Schierlings-Wasserfenchel kommt auch nur im Süßwasserbereich der Elbe vor. Er nutzt die hohe Dynamik der Überflutungen und Trockenzeiten, um sich immer wieder neue geeignete Freiflächen zu suchen. Seine Früchte streut er reichlich in die Flut. Diese ungewisse Reise führt häufig zu neuen Besiedlungsplätzen. Kommt ein dynamisches Ufer zur Ruhe und siedelt sich konkurrenzstarkes Schilf an, verliert die lichtbedürftige Art ihren Lebensraum und muss weiter ziehen. Die Saat kann lange im Boden überleben, um später frei gespült zu werden und bessere Bedingungen zu nutzen.
Die einheimische Pflanze gehört zu den Doldenblütern, bildet im ersten Jahr eine Blattrosette und im zweiten Jahr einen Blütenstand mit kleinen weißen Blüten. Ab Juni bis in den September sind die Blüten zu sehen, wenn man denn überhaupt eine Pflanze findet.
Wie die Heideblüte in Niedersachsen und die Lavendelblüte der Provence hat auch die Haseldorfer Marsch ihre Blühsaison, zu der Kenner von weit her anreisen. Die Attraktion während zweier Frühjahrswochen sind große glockenförmige Blüten mit prächtigem purpurfarbenem Schachbrettmuster. Als auffällige bunte Tupfer stehen sie Ende April bis Anfang Mai im sich frischgrün entfaltenden Grasland. Je nach Verlauf der Witterung findet deswegen am letzten Sonntag im April oder erst im Mai das große Schachblumenfest in Hetlingen statt.
Schachblumen wachsen auf nassen Wiesen, lieben zeitweilige Überschwemmungen und besiedeln das Marschgrünland nur dort, wo der Tideeinfluss für wechselnde Wasserstände sorgt. Zuweilen findet man sie in Gebüschen, und vor allem in der Seestermüher Marsch besiedelte sie früher auch lückige Reetbestände.
Seltene Schönheit
Noch vor wenigen Jahrzehnten wuchsen Schachblumen in Massen auf den Außendeichwiesen der Elbe unterhalb Hamburgs. Körbeweise wurden die Blüten gesammelt und auf Wochenmärkten verkauft. Doch Änderungen in der Bewirtschaftung, großräumige Eindeichungen und die Bebauung weiter Bereiche haben aus der einst häufigen Schönheit ein seltenes Kleinod werden lassen. Heute ist die Schachblume stark gefährdet, wie auch ihr Lebensraum, die Nasswiesen und Überschwemmungsgebiete.
Weit versprengt liegen die letzten Vorkommen in Deutschland. Größere Vorkommen gibt es nur noch in Oberfranken und an der Unterelbe. In den Elbwiesen bei Hetlingen kommt die Schachblume auch heute noch vor. Vor allem im Grünland vor dem alten Elbdeich kann man beeindruckende Schachblumenwiesen bestaunen.
Schachblumen stehen unter Schutz und dürfen nicht der Natur entnommen werden. Im Garten auf sie verzichten muss man deswegen nicht: Gartenbaulich vermehrte Pflanzen sind im Fachhandel erhältlich.
Schutz der Schachblume
Einige Grünlandflächen mit besonders reichhaltigen Schachblumenbeständen werden gemäß Pflegeverträgen extensiv bewirtschaftet und sind für Naturschutzzwecke angekauft worden, um die Schachblumen dauerhaft zu erhalten. Die Pflege übernehmen ortsansässige Landwirte. Alljährlich wird die Größe der Schachblumenbestände ermittelt, um Veränderungen frühzeitig festzustellen und die Bewirtschaftung gegebenenfalls anpassen zu können. Selbstverständlich kommen die Schutzmaßnahmen nicht nur der Schachblume zu Gute. Sie ist nur das „Flaggschiff“ für eine ganze Armada seltener Tier- und Pflanzenarten, die auf das nasse Grünland als Lebensraum angewiesen sind – allesamt typisch für die holsteinische Elbmarsch und ihre jahrhundertealte Bewirtschaftungsgeschichte.
Häufige Fragen zu Schachblumen