Dort, wo die Felder schneidet
der Gräben Binsenschof,
ragt rohrdachüberkleidet
der stattliche Marschenhof.
Den Dachfirst im gastlichen Zeichen
bekrönt ein Storchennest,
den Giebel beschirmen Eichen
vor Blitzschlag und Nord-Nordwest.
Das Gärtlein hinter den Scheunen
steht duftend sonnenwarm,
darüber, in wohligen Streunen,
zieht summend ein Bienenschwarm.
Es wogen, es rauschen die Wiesen,
von Grasflut halb versteckt
hinwaten, gleich schlaftrunkenen Riesen,
Marschkühe, buntgescheckt.
Doch über die fruchtbaren Felder
zieht schweigsame Werktagsfron,
dort ruhen gewichtige Gelder
versenkt von Vater und Sohn.
Der Erde Soll und Haben
verbrüdert Herr und Knecht,
das feierliche Graben
ist Lust dem Marschengeschlecht.
Sie sind vom Sachsenstamme,
sie schauen nicht gern vom Pflug
zur Sonne, der wandernden Flamme,
die Heimat beut Glücks genug.
Prinz Emil von Schönaich-Carolath
1852 – 1908
Eingesandt von einem aufmerksamen Besucher der „Marsch am Elbestrom, jenes tischplattflache Land aus fruchtbarfettem Kleiboden, wo man die sich nähernden Besucher schon 2 Tage vor ihrer Ankunft in der Ferne erspähen könnte, wenn, ja, wenn die Plantagen der Haseldorfer Apfelbauern nicht wären (…)“